Tongue
Turia
Slægt
Lubbert Das
Ctulu
Antlers
Outre
Blackshore
Ketzer
Hemelbestormer
Rotting Christ
Glorior Belli
Bereits zum vierten Mal fand in der Münsteraner Sputnikhalle das Unausspechliche Culthe Festival statt. Da sich diese Festivalreihe inzwischen in der Black Metal Szene herumgesprochen hat und die Feedbacks für die vergangenen Veranstaltungen überaus positiv ausgefallen waren, hatten die Veranstalter für diesen Termin eine extensive Auflage organisiert. Mit zwei Bühnen und unglaublichen zwölf Bands bekamen die Black Metaller am Osterwochenende richtig viel Musik auf die Ohren.
Während andernorts die Ostertorten verputzt wurden, startete in der Sputnikhalle schon um 15:30 Uhr die erste Band. Tongue aus Bielefeld überzeugten mit einem so starken Auftritt, dass uns die Begeisterung ins Gesicht geschrieben stand. Intro und Outro wurden mit der Lead-Gitarre gespielt. Über das gesamte Set beherrschten schöne Grundmelodien die mit Kreischgesang angereicherten Songs. Es blieb kaum Zeit, sich ein neues Getränk zu holen, denn im Sputnikcafe fing schon die nächste Band, Turia aus den Niederlanden, an zu spielen. Weihrauchduft strömte uns entgegen. Auf der Bühne waren Kerzen platziert, ansonsten dominierte die Dunkelheit. Das Schlagzeug auf der rechten Seite feuerte permanente Double Bass Salven ab und mittig, nur wage zu erkennen, intonierte eine Sängerin im schwarzen Gewand monotonen Kreischgesang. Sie hatte eine Bühnenpräsenz, wie der vor ihr stehende Mikrofonständer. Der Gitarrist versteckte sich hinter einem Kerzenleuchter. Die ersten drei Lieder unterschieden sich nicht wirklich voneinander. Meine Freunde verließen die Halle und witzelten: „Hat die überhaupt einen Text?“ und „Das war ja einen richtige Krachkapelle!“.
Die blutjungen Dänen von Slægt hatten sich mit Schweineblut geschminkt und sahen düster aus. Auch hier waren Räucherstäbchen das Mittel zum Zweck. Wir erwarteten ziemlich rohen Black Metal, aber was kam war Black Metal mit Heavy Metal-Einflüssen. Ziemlich originell und mit bemerkenswerter Energie agierten die Jungs auf der Bühne, und so machte der Auftritt richtig Spaß. Die hatten vor ihrem ersten Auftritt in Deutschland sicher kein Baldrian genommen, sondern eher anderes Zeug. Als wir dann wieder das Sputnikcafe betraten, dachten wir, da spielt ja wieder die gleiche Band. In der Tat hatte der Gitarrist die Rolle gewechselt und bediente nun einen 5-saitigen Bass und anstatt einer Sängerin vollzog nun der Bassist den Kreischgesang. Sie nannten sich Lubbert Das. Im Grunde eine Kopie von Turia. Uns wurde erzählt, dass diese beiden Bands gerade in den USA besonders angesagt sind. Mag sein, dass es Menschen gibt, die diesen minimalistischen Black Metal ansprechend finden. Wir allerdings konnten dem überhaupt nichts abgewinnen.
Ctulu hatten vor dem Schlagzeug einen kleinen Altar aufgebaut und zwei lodernde Feuerschalen. Neu waren auch die Gesichtsmasken. Diese trugen sie bei ihrem Auftritt vor ein paar Monaten in der Nachbarstadt Osnabrück noch nicht. Gewohnt sicher, melodisch und düster vollzogen die Bremer ihre Black Metal-Orgie.
Antlers mit ihrer gleichtönigen von Doom und Sludge beeinflussten Musik konnten mich nicht fesseln. Meine Freunde hingegen waren begeistert von der hypnotischen Wirkung der Musik. Die aus Polen stammenden Black Metaller von Outre überzeugten nicht zuletzt durch ihren agilen und ausdrucksstarken Sänger. Der Sound kam druckvoll aus den Boxen. Genau so, wie hasserfüllter Black Metal klingen muss. Das Schlagzeug knallte ordentlich und der passende Hall auf dem Mikrofon sorgte für die richtige Atmosphäre. Auch auf der Bühne wurden permanent die Haare geschüttelt, mit Ausnahme des kahlgeschorenen Gitarristen. Für mich war es die beste Band des Abends.
Blackshore, die permanent eingenebelt waren, so dass man den hübschen Corpsepaint kaum sehen konnte, legten einen soliden Auftritt mit abwechslungsreichen Melodien hin. Eine gewisse Markanz fehlte jedoch. Da wo Outre aufgehört hatten, setzten nun Ketzer nahtlos mit einem ebenso druckvollen Sound fort. Allerdings webte diese Band auch andere musikalische Elemente in ihre Songs ein, die besonders bei den Post Rock-Intros auffällig waren. Mit einem „Starless“ Special Set und einem zusätzlchen „Best of“ boten sie ein ausgedehntes Hörerlebnis und spielten sogar noch die geforderte Zugabe.
An diesem Abend sollten Hemelbestormer die einzige Band sein, der man nicht den Stempel des Black Metal aufdrücken konnte. Zahlreiche Effektgeräte für die Gitarren formten die fesselnden Post Metal-Songs, die ohne Gesang dargeboten wurden. Der Bandname der Belgier lässt etwas anderes vermuten, als es tatsächlich bedeutet. Hemelbestomer bezeichnet jemanden mit einer revolutionären Sicht oder auch einen Idealisten. Zwei beleuchtete Bandsymbole waren die einzige Lichtquelle auf der Bühne. Augen zu und genießen, war hier gefragt, und diesen Gefühlseindruck hinterließ auch das Publikum durch rhythmisches Kopfnicken.
Rotting Christ hatten ihr neues Album „Rituals“ im Gepäck und wurden ihrer Headlinerrolle vollkommen gerecht, obwohl sie eine Lautstärke für 10000 Festivalbesucher in die Halle donnerten. Nichtsdestotrotz hatten sie starke Melodien am Start, auch wenn einige Samples vom Band kamen. Sie waren auch wohl die aktivste Band des Abends. Für den Abschluss des Festivals sorgten Glorior Belli aus Frankreich, die extra ein limitiertes „Wolf im Schafspelz“-Tshirt für die Fans mitgebracht hatten. Auch sie waren während ihres Auftritts total in Nebel gehüllt. Durch das geringe Licht und die unter Kapuzen verborgenen Gesichter waren nur Schemen zu erkennen. Insgesamt konnten sie zu später Stunde aber das Publikum durch ihren orthodoxen Black Metal noch binden.
Insgesamt erlebten wir wieder ein gelungenes Black Metal Festival auf hohem Niveau mit einigen Bands, die man hier im hohen Norden sonst nicht zu Gesicht bekommt. Nachdem uns die UA Culthe No. 1 und No. 2 auch schon so beeindruckt haben, sind und bleiben wir dankbare, begeisterte Fans dieses düsteren Festivals.
Bericht und Fotos gibt es auch hier:
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